ZIV-Marktdaten 2024: Wir feiern eine Million verkaufte Lastenräder!

Am vergangenen Mittwoch stellten Burkhard Stork und Katharina Hinse vom ZIV – Die Fahrradindustrie sowie Uwe Wöll und Caroline Bonn vom VSF – Verbund Service und Fahrrad die Marktdaten der Fahrradbranche für das Jahr 2024 vor. Trotzt schwieriger Zeiten war die Nachfrage bei den E-Lastenrädern nur leicht zurück gegangen. Mit weiteren 220.500 verkauften Lastenrädern ist nun offiziell die Millionenmarke in Deutschland geknackt worden!

Jedes Jahr im März präsentiert der ZIV – Die Fahrradindustrie Daten zur Entwicklung des deutschen Fahrradmarktes. Dazu gehören Zahlen zu Produktion, Import/Export und Verkauf. Seit den Marktdaten für das Jahr 2015 schlüsselt der Verband E-Lastenräder als eigene Modellgruppe aus. In der Präsentation 2020 wurden erstmals separate Angaben zu Lastenradverkäufen ohne E-Unterstützung gemacht (Zahlen rückwirkend bis ins Verkaufsjahr 2018). Zum zweiten Mal ergänzten Zahlen des VSF – Verbund Service und Fahrrad die Präsentation. Das Wichtigste in Kürze:

  • 2024 war für die Branche ein wirtschaftlich herausforderndes Jahr. Hohe Lagerbestände minderten die Produktion.
  • Absatz und Umsatz sind rückläufig, blieben in Bezug auf die Entwicklung der deutschen Gesamtwirtschaft allerdings relativ stabil.
  • Starke Rabattaktionen sind ein Grund für den Umsatzrückgang.
  • Fast 90 % der befragten Unternehmen verzeichneten einen Anstieg der Werkstattumsätze.
  • Der Anteil des stationären Fachhandels in der Fahrradbranche lag bei 70 % und war damit leicht rückläufig (2023: 74 %).
  • Wie im Vorjahr wurden mehr E-Bikes als Fahrräder verkauft.
  • Der Anteil des Leasing lag bei den Räderverkäufen bei 35 %. Dabei ist der Durchschnittswert der Räder beim Leasing etwas höher. (Hinweis: Schaut gerne auf unsere Infoseite zum Lastenrad-Leasing.)
  • Die geschätzte, durchschnittliche „Lebenserwartung“ von E-Bikes wurde nach oben korrigiert – auf 8 bis 9 Jahre.
  • Bei Lastenrädern und Mountainbikes verstetigt sich der Trend zum E-Antrieb.

Keine Überraschungen!

«Der Umsatzrückgang war in der Folge des Booms der Vorjahre erwartbar und verunsichert uns nicht. Zudem prognostizieren fast 80 Prozent der befragten Händler:innen eine Normalisierung des Lagerbestandes noch in diesem Geschäftsjahr. Eine gute Nachricht für den Fahrradhandel und für die Industrie, die von einem kuriertem Orderverhalten profitieren wird.»

Uwe Wöll, Geschäftsführer, VSF – Verbund Service und Fahrrad, Quelle: Pressemitteilung zu den Marktdaten 2024

«Das Rekordjahr 2022 war ein Ausnahmehoch, das sich nicht so schnell wiederholen kann. Dennoch ist die Nachfrage im Fahrradmarkt über den Zeitraum mehrerer Jahre betrachtet äußerst stabil. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass der Fahrrad- und E-Bike-Markt in den nächsten Jahren insgesamt rückläufig sein könnte.»

Katharina Hinse, Leiterin Wirtschafts- und Industriepolitik, ZIV – Die Fahrradindustrie, Quelle: Pressemitteilung zu den Marktdaten 2024

Ist der Cargo Bike Boom vorbei?

Nach mehreren Jahren des Anstiegs ist im Jahr 2024 erstmals ein Rückgang der absoluten Verkaufszahlen von Lastenrädern zu verzeichnen. Während der Absatz von Lastenrädern ohne E-Antrieb um 22,25 % zurückging, betrug der Rückgang bei Lastenrädern mit E-Antrieb nur 2,38 %. Dass „nur“ 4.500 E-Lastenräder weniger als im Vorjahr verkauft wurden, mag fast verwundern. Schließlich war die wichtige BAFA-Förderung über weite Teile des Jahres ausgesetzt. Andererseits gab es aufgrund der hohen Lagerbestände viele Rabattaktionen, die dem entgegen wirkten und den Kauf attraktiv machten. Der ZIV selbst spricht für das Jahr 2024 von einer „sich stabilisierenden Nachfrage“.

Das Verhältnis von Lastenrädern ohne E-Antrieb zu Lastenrädern mit E-Antrieb lag 2024 bei etwa 13 zu 87.
Wie im Vorjahr lag der Anteil der verkauften E-Lastenräder im Gesamtmix der verkauften E-Bikes bei 9 %.
Bei den unmotorisierten Fahrrädern machen Lastenräder im Gesamtmix hingegen 2 % aus.

Wir freuen uns derweil über weitere 220.500 Lastenräder, die auf den Straßen unterwegs sind und so Menschen inspirieren können, ihr Mobilitätsverhalten zu überdenken. Die Verkaufszahlen 2024 waren mehr als doppelt so hoch wie noch 2020.

Über 1.000.000 Lastenradverkäufe!

Bereits im letzten Jahr hatten wir vermutet, dass im Laufe des Jahres 2024 die Anzahl der Lastenräder auf deutschen Straßen die Millionengrenze erreichen könnte. Seit 2015 hat der ZIV folgende Verkaufszahlen von Lastenrädern in Deutschland ermittelt (Hinweis: Die Zahlen in den Präsentationen weichen teilweise voneinander ab bzw. wurden z.T. rückwirkend korrigiert):

  • 2015: ≈10.700 (535.000 verkaufte E-Bikes; Anteil E-Lastenräder = 2 %)
  • 2016: ≈15.100 (605.000 verkaufte E-Bikes; Anteil E-Lastenräder = 2,5 %)
  • 2017: ≈21.600 (720.000 verkaufte E-Bikes; Anteil E-Lastenräder = 3 %)
  • 2018: ≈60.100 (20.900 Lastenräder ohne E-Antrieb + 39.200 E-Lastenräder)
  • 2019: ≈75.950 (21.550 Lastenräder ohne E-Antrieb + 54.400 E-Lastenräder)
  • 2020: ≈102.700 (24.700 Lastenräder ohne E-Antrieb + 78.000 E-Lastenräder)
  • 2021: ≈165.000 (54.000 Lastenräder ohne E-Antrieb + 120.000 E-Lastenräder)
  • 2022: ≈212.800 (47.800 Lastenräder ohne E-Antrieb + 165.000 E-Lastenräder)
  • 2023: ≈235.300 (46.300 Lastenräder ohne E-Antrieb + 189.000 E-Lastenräder)
  • 2024: ≈220.500 (36.000 Lastenräder ohne E-Antrieb + 184.500 E-Lastenräder)

Wenn wir die Zahlen der letzten zehn Jahre zusammenzählen, kommen wir auf insgesamt 1.119.750 verkaufte Lastenräder! Wir gehen zwar davon aus, dass die Millionengrenze schon früher erreicht wurde – schließlich ist der Bestand vor 2015 nicht berücksichtigt und unmotorisierte Lastenräder wurden erst ab 2018 erfasst – dennoch freuen wir uns, dass das Erreichen der Millionengrenze nun endlich mit offiziellen Zahlen belegt werden kann!

Für das Jahr 2025 prognostizieren wir, dass die Millionengrenze allein bei den E-Lastenrädern überschritten wird. Die Zahlen des ZIV weisen bereits 877.500 Verkäufe aus! Einen Einbruch um 33,6 % / 62.000 Einheiten im Jahr 2025 betrachten wir als unwahrscheinlich.

Weiterhin mehr neu verkaufte Lastenräder als Fahrradanhänger

Zum dritten Mal hat der ZIV Zahlen zu Fahrradanhängern vorgelegt. Erstmals wurden Informationen zur Nutzung gemacht. Demnach dienen vier von fünf Fahrradanhängern der Beförderung von Kindern. Insgesamt verzeichneten die Anhänger einen weiteren Rückgang. Doch während dieser von 2022 (293.000) zu 2023 (206.000) relativ stark bei etwa 30 % lag, so waren es von 2023 (206.000) zu 2024 (182.000) „nur“ etwa 12 %.

Wie im Vorjahr übertrafen die absoluten Verkaufszahlen der Lastenräder die der Anhänger. Dabei bauten sie ihren Vorsprung sogar aus. Denn während die Differenz 2023 29.300 betrug (235.300 Lastenräder vs. 206.000 Anhänger), so waren es dieses Jahr bereits 38.500 (220.500 Lastenräder vs. 182.000 Anhänger). Wir sind gespannt, ob und inwieweit sich dieser Trend auch im Modal Split des kommenden SINUS-Fahrrad-Monitors wiederspiegeln wird. Da es bei den Anhängern allerdings einen riesigen Gebrauchtmarkt gibt, den die Zahlen des ZIV nicht mit abdecken, könnte der Wert der Kinderbeförderung im Lastenrad relativ unverändert bei 15 % bleiben.

Weitere Diversifizierung bei Lastenrädern

In der Fragerunde nach der Präsentation wurde unter anderem die Frage gestellt, welche Innovationen bei E-Bikes zu erwarten seien. Uwe Wöll vom VSF wies in seiner Antwort darauf hin, dass das Beispiel der zunehmenden Nachfrage an Minimal-Assist-Bikes zeige, dass sich alle Bereiche diversifizieren und Lücken geschlossen werden. Er geht von anhaltender Modernisierung sowie „schlankeren“ Modellen aus.

Wir gehen ebenfalls davon aus, dass sich die Modellpalette bei den Lastenrädern erweitern wird und vermehrt günstigere Modelle auf den Markt kommen werden – z.B. Modelle mit leichteren und weniger leistungsstarken Motoren, die für Menschen interessant sind, die weniger zu transportieren haben oder nur kurze Strecken zurücklegen müssen. Ein solches Modell gibt es bereits mit dem neuen, 23 kg leichten Quick Haul von tern, das dieses Jahr übrigens den Fuhrpark unserer Cargobike Roadshow bereichert und dort Probe gefahren werden kann.

Quellen

Die Pressekonferenz gibt es auch als Videomitschnitt auf Youtube.

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