Colin Pöstgens gehört zum Gründungsteam der Cargobike Roadshow. Mit seinem Sohn fährt er seit dem 4. Lebensmonat Lastenrad. Ein Interview.
Seit 2016 tourt die Cargobike Roadshow mit einem Testparcours für private E-Lastenräder über die Marktplätze der Republik. Von den vier Roadshow-Gründer:innen sind Wasilis von Rauch und Colin Pöstgens 2021 Vater geworden. Karen Greider erwartet noch dieses Frühjahr ein Baby. Wie halten es die drei mit der Babymitnahme auf dem Lastenrad? Als Erster berichtet Colin Pöstgens.
Colin wohnt mit seiner Frau und seinem Sohn Fritz in Essen und arbeitet beim Bike-Leasing Anbieter JobRad. Im Mai ist er bei der Cargobike Roadshow in Nordrhein-Westfalen wieder am Testparcours dabei.
Ab welchem Alter hast du Fritz auf dem Lastenrad mitgenommen?
Seit dem 4. Lebensmonat. Bis dahin mussten wir noch auf unser bestelltes Lastenrad warten. Generell hätten wir ihn sorgenfrei transportiert, sobald er seinen Kopf eigenständig halten konnte. Das war im 4. Lebensmonat der Fall.
Für welche technische Lösung habt ihr euch entschieden?
Für eine klassische Babyschale. Darin ist der Kleine angeschnallt und super geschützt. Die Babyschale lässt sich mit zwei Spanngurten sehr gut auf der Ladefläche unseres E-Lastenrades fixieren. Das Rad ist ein vollgefedertes Load60 von Riese & Müller. Die Lösung mit dem Spanngurt haben mir Freund:innen empfohlen. Es gibt dazu auch einen Erfahrungsaustausch im CargoBikeForum. Leider bietet der Hersteller aktuell keine eigene Babyschalen-Halterung für das Modell an. Aber wir waren sehr zufrieden mit der Spanngurt-Lösung.
Der Kleine fühlte sich von Beginn an wohl im Lastenrad und schlief während der Fahrt regelmäßig ein. Unsere Touren waren zu Beginn relativ kurz und auf Alltagserledigungen begrenzt. Gerade jüngere Babys sollen ja generell nicht länger in der Babyschale liegen. Später sind wir auch Touren bis zu 40km mit Fritz gefahren. Inzwischen kann er selbstständig sitzen und wir haben die Babyschale gegen die Sitzbank ausgetauscht.
Wart ihr euch als Elternpaar von Anfang an einig in Sachen Baby auf Lastenrad?
Da wir weder einen PKW besitzen noch einen anschaffen wollten war von Anfang an klar, dass ein neues Lastenrad her muss, auf dem wir uns beide wohl fühlen. Vor der Geburt und unserem Umzug von Berlin nach Essen hatten wir bereits ein eBullitt. Meine Frau hätte anfangs gerne wieder ein Bullitt gehabt. Aber die Vollfederung beim Load60 hat schließlich den Ausschlag gegeben. Diese schien uns für den Babytransport sinnvoll. Das hat sich voll bestätigt.
Wie waren die Reaktionen von anderen wenn ihr mit Baby an Bord unterwegs wart?
Die Reaktionen von Freund:innen und Familie waren generell sehr gut. Im Straßenverkehr im Ruhrgebiet gab es ebenfalls viel Sympathie wenn ich mit Baby unterwegs war. Aber auch skeptische Fragen kamen vor: Ist das nicht zu gefährlich mit Baby? Diese Skepsis legt sich meist nach einem netten und wohlwollenden Gespräch.
Welche technischen Verbesserungen würdest du dir für die Babymitnahme auf dem Lastenrad wünschen?
Es braucht mehr Lastenrad-Modelle, bei denen eine gefederte Halterung für Babyschalen oder eine Hängematte (wie in Kinderanhängern) zur Standardausrüstung gehört. Da gibt es zwar bereits tolle Lösungen bei einigen Herstellern. Aber die Auswahl ist noch zu begrenzt.
Was möchtest du anderen Eltern mit auf den Weg geben wenn es um die Babymitnahme auf dem Lastenrad geht?
Probiert es aus! Lasst Euch im Handel beraten, sprecht andere Eltern mit Lastenrad an und schaut auch online nach Erfahrungsberichten. Das Wichtigste ist: Ihr müsst Euch wohlfühlen mit Eurem Baby auf dem Lastenrad. Achtet darauf, dass das Rad selbst oder die Babyschale gut gefedert ist und fahrt vorsichtig.
Und schließlich: Genießt die Freiheit, mit Baby mobil zu sein! Besonders schön ist übrigens der direkte Blickkontakt. Das macht das Lastenradfahren mit Baby auch zu einem sehr kommunikativen Erlebnis.
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung des Projektes CityChangerCargoBike. Das Projekt wurde mit Mitteln aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union unter der Fördervereinbarung Nr. 769086 finanziert.