Zweijähriger Pilotversuch: Wer eine ÖPNV-Zeitkarte der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) hat kann jede Woche 90 Minuten kostenlos E-Lastenrad fahren.
„Köln will Lastenrad-Hauptstadt werden!“ Das hatte die Stadt im Mai 2022 per Pressemitteilung verkündet. Die Lastenrad-Kaufprämie für Privatpersonen solle neu aufgelegt und auf alle Stadtteile gerecht verteilt werden hieß es. Außerdem solle ein kommunales Sharing Angebot mit 200 Lastenrädern kommen. Dafür ging jetzt ein Pilotversuch mit 15 E-Lastenrädern an 15 Stationen in den drei Stadtteilen Deutz, Nippes und Neubrück in Betrieb.
Die Lastenräder sind per App buchbar und kosten 9 Cent pro Minute. Inhaber:innen von KVB-Zeitkarten können sie für 90 Minuten pro Woche kostenlos nutzen.
Die KVB kooperiert bei dem Pilotversuch mit der Naturstrom-Tochter Green Moves, die in Köln bereits seit 2018 das Cargobike Sharing-Angebot Donk-EE betreibt. Der auf zwei Jahre angelegte KVB-Pilotversuch wird bereits 2023 ausgewertet. Auf die Auswertung folgt eine europaweite Ausschreibung für das spätere Angebot mit 200 Lastenrädern, das sich zeitlich nahtlos an den Pilotversuch anschließen soll.
Details und Hintergründe zum Pilotversuch gibts in der unten dokumentierten KVB-Pressemitteilung und direkt unter www.kvb-lastenrad.koeln.
Internationale Fachkonferenz
Passend zum Pilotversuch findet am 24. Mai 2023 die zweite Ausgabe der internationalen Fachkonferenz Cargo Bike Sharing Europe auf der Kölner Mobilitätsmesse polisMOBILITY statt – organisiert von cargobike.jetzt und dem Branchenverband Zukunft Fahrrad.
Bereits über 150 Städte mit Cargobike Sharing
In Deutschland gibt es bereits über 150 Städte mit Cargobike Sharing. Neben Angeboten im Rahmen kommunaler Fahrradverleihsysteme gibt es auf Cargobike Sharing spezialisierte kommerzielle Anbieter und die nicht-kommerzielle Bewegung der freien Lastenräder.
Dokumentation:
Presse-Info der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB)
9. Dezember 2022
KVB präsentiert KVB-Lastenrad als neues Angebot in Köln
Green Moves bringt Sharing-Erfahrung in zweijährigen Pilotbetrieb ein – Lastenräder sind Instrument für Klimaschutz und Verkehrswende in Köln
Die KVB präsentiert mit dem KVB-Lastenrad ein neues Angebot. Seit heute, 9. Dezember, können in den drei Kölner Stadtteilen Deutz, Neubrück und Nippes KVB-Lastenräder ausgeliehen werden, um zum Beispiel Wege beim Einkauf, Umzug oder auch in der Freizeit zu bewältigen. Nach Stadtbahn, Bus, KVB-Rad und Isi-Taxi wird die KVB-Flotte mit dem Lastenrad um ein weiteres Element reicher.
Der Rat der Stadt Köln hatte zuvor im Sommer 2022 die Durchführung eines zweijährigen Pilotversuchs für ein KVB-Lastenradverleihsystem beschlossen. Für das neue Angebot stehen insgesamt 15 E-Lastenräder in 15 Stationen bereit: vier Stationen in Deutz, drei Stationen in Neubrück und acht Stationen in Nippes. Hiervon wurden sieben Stationen – sechs in Nippes und eine in Deutz – bereits im existierenden Lastenrad-Angebot Donk-EE des Anbieters Green Moves betrieben und sind nun in das neue KVB-Angebot verlagert worden. Die KVB-Lastenräder müssen jeweils in einer Station ausgeliehen und auch in derselben Station zurückgegeben werden.
Stammkundinnen und -kunden der KVB – also jene, die ein Zeitticket auf der VRS-Chipkarte besitzen – können die Lastenräder insgesamt 90 Minuten je Woche kostenfrei nutzen, wobei die Freiminuten auf einen Monat kumuliert werden (entspricht 36 Euro je Monat). Hierfür muss immer zum Monatsersten der Gutscheincode „VRS-Kunde“ in der Green Moves App bestätigt werden. Diese Freifahrminuten sind als Zusatzleistung in den Zeittickets enthalten. Erst nach Überschreiten dieses Zeitvolumens fallen Kosten von 9 Cent je Minute an. Der Tagespreis (24 Stunden ab Beginn der Ausleihe) beträgt 27 Euro. Die KVB-Lastenräder sind ab einem Mindestalter von 18 Jahren nutzbar. Ein Führerschein ist nicht notwendig. Zu Beginn ist eine Registrierung unter www.kvb.koeln/lastenrad erforderlich.
Nutzerinnen und Nutzer, die kein Ticket auf der VRS-Chipkarte besitzen, zahlen die Nutzungsentgelte mit Beginn der ersten Ausleihminute. Die KVB hofft, mit diesem Freifahrtangebot weitere Kunden zum Wechsel von Einzelfahrscheinen auf Zeittickets bewegen zu können, so wie das bereits beim KVB-Rad der Fall ist.
Mit dem neuen Angebot KVB-Lastenrad bauen wir den Kölner Umweltverbund weiter aus und bieten unseren Kunden und Kundinnen noch mehr Anreize, das Auto stehen zu lassen. Ähnlich wie beim Start des Angebotes KVB-Rad, das im Jahr 2015 auch klein angefangen hat, gehen wir solide vor. Mit den 3.000 KVB-Rädern erreichen wir inzwischen Rekordwerte in der Nachfrage. Insgesamt haben von 2015 bis heute über 8,1 Millionen Fahrten mit KVB-Rädern stattgefunden. Wir wünschen uns eine ähnlich positive Entwicklung des KVB-Lastenrades, auch wenn dessen Dimensionen kleiner sein werden.
Stefanie Haaks, Vorstandsvorsitzende der KVB
Die Zusammenarbeit der Stadtverwaltung mit den Unternehmen der Mobilitätsbranche zeigt, wie der Verkehrssektor konkrete Fortschritte im Klimaschutz und zur Verkehrswende erzielen kann. Wir sind davon überzeugt, dass eine Ergänzung der KVB-Fahrradverleihflotte um Lastenräder sinnvoll ist. Das vorhandene Angebot an nachhaltigen Mobilitätsalternativen wächst damit. Die ungebrochen hohe Nachfrage nach der Lastenradförderung, die die Stadt ebenfalls anbietet, ist ein Indiz für den hohen Bedarf an dem Verkehrsmittel `Lastenrad`.
Ascan Egerer, Beigeordneter für Mobilität der Stadt Köln.
Betreiber der KVB-Lastenräder ist die Green Moves GmbH & Co KG (Düsseldorf), die als Partner für das neue Angebot gewonnen werden konnte. Zum Einsatz kommen hochwertige Modelle des deutschen Premiumherstellers Riese & Müller, die hervorragende Fahreigenschaften mit der notwendigen Robustheit vereinen. Green Moves betreibt zugleich eigenverantwortlich das Angebot Donk-EE, das seit 2018 als
stationsbasiertes E-Lastenrad-Sharing in Köln präsent ist. Der Partner bringt somit nicht nur seine mehrjährige Erfahrung im Bereich Fahrzeug-Sharing ein, sondern kennt auch die individuelle Mobilitätssituation in Köln. 2019 wurde Green Moves mit dem Bundespreis Ecodesign in der Kategorie Service ausgezeichnet.
Die KVB-Lastenräder haben einen elektrischen Antrieb zur Unterstützung, mit dem sie bis zu 25 km/h schnell sein können. Mit dem batterie-elektrischen Antrieb ist eine Reichweite von bis zu 75 Kilometern möglich. Die Räder verfügen über zwei Kindersitze, Sicherheitsgurte und einen Regenschutz für die Ladung. Die stufenlose Gangschaltung, hydraulischen Scheibenbremsen und das gefederte Vorderrad sorgen für einen hohen Fahrkomfort. Die zulässige Nutzlast der KVB-Lastenräder beträgt (inklusive Fahrerin bzw. Fahrer) 155 Kilogramm.
Lastenräder können vieles, wofür sonst Pkw genutzt werden – mit einem Bruchteil an Material, Energie und Flächenbedarf. Genau solche Lösungen brauchen wir jetzt. Sie entlasten Städte und bringen ihnen mehr Lebensqualität. Köln und die KVB sind hier Vorreiter, das Angebot hier ist wegweisend.
Dr. Ernst Raupach, Geschäftsführer Green Moves
Pilotbetrieb in drei Stadtteilen erkundet geeignete Ausweitung
Das neue Angebot ist zunächst als Pilotbetrieb organisiert. In den kommenden zwei Jahren werden die KVB und Green Moves wertvolle Erfahrungen sammeln. Diese betreffen das Verleihgeschäft und den täglichen Betrieb. Wie können Menschen dazu bewegt werden, ihr Auto stehen zu lassen und stattdessen ein Lastenrad für ihre Wege zu nutzen? Wie müssen Stationen aufgebaut sein, damit die Nutzerinnen
und Nutzer die Lastenräder einfach und verkehrssicher parken können? Solche und ähnliche Fragen werden durch das konkrete Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer beantwortet werden. Sie sollen die Gelegenheit haben, ein Lastenrad ohne Aufwand und große Kosten zu testen.
Die Nutzerinnen und Nutzer der KVB-Lastenräder werden gebeten, ihre Erfahrungen mitzuteilen. Diese sind für die Evaluierung des Pilotbetriebs sehr wichtig. Auf dem Kölner Beteiligungsportal „Meinung für Köln“ werden die Rückmeldungen erfasst. Bereits ab dem 9. Dezember 2022, also mit Start des Angebotes, ist dieses Portal hierfür geöffnet. An den Stationen gelangen die Kunden über einen QR-Code zur entsprechenden Abfrage.
Bereits in 2023 soll der Pilotversuch zum ersten Mal evaluiert werden. Auf diesen Erfahrungen aufbauend wird eine Beschlussvorlage zum stufenweisen Aufbau eines dauerhaften KVB-Lastenradverleihsystems in die politischen Gremien eingebracht. Der frühe Zeitpunkt der Beschlussfassung ist notwendig, da eine europaweite Ausschreibung durchgeführt werden muss; der dauerhafte Betrieb könnte dann
nahtlos an die zweijährige Pilotphase anknüpfen.
Für den Pilotbetrieb wurden die Stadtteile Deutz, Neubrück und Nippes ausgewählt, weil diese ein für Lastenräder hohes Nachfragepotenzial erwarten lassen. Kriterien für die Auswahl waren u. a. die Bevölkerungsdichte, sozioökonomische Struktur, Bebauungsdichte und Pkw-Dichte.
Dem Projekt stehen zunächst 300.000 Euro zur Verfügung. Hiermit werden v. a. die Freifahrminuten der KVB-Stammkunden finanziert (maximal 215.000 Euro) und die Stationen aufgebaut (bis zu 85.000 Euro).
Lastenrad ist Instrument des Klimaschutzes und der Verkehrswende
Das Lastenrad als Verkehrsmittel hat in Köln seinen festen Platz gefunden. Bereits der Blick auf das Verkehrsgeschehen zeigt, dass Lastenräder in den verschiedenen Ausprägungen keine Randerscheinung mehr sind. Jede Fahrt mit einem Lastenrad vermeidet den Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid (CO2) und gesundheitsgefährdender Emissionen wie Stickoxide (NOx) und Feinstaub. Durch die Einsatzmöglichkeiten von Lastenrädern können signifikant Autofahrten vermieden und somit ein nennenswerter Beitrag zur Verkehrswende geleistet werden.
Deshalb fördert die Stadt Köln seit 2019 den Erwerb von Lastenrädern durch private Haushalte, Kleinunternehmen und Vereine. In den Jahren 2019 bis 2021 wurde mit einem Fördervolumen von 2,9 Millionen Euro bereits die Anschaffung von 1.350 Lastenrädern unterstützt. Allein in den vergangenen beiden Jahren konnten 500 Anträge nicht bedient werden. Auch in den Jahren 2022 bis 2024 stehen jährlich 500.000 Euro im Haushalt der Stadt Köln zur Verfügung.
Rund 50 Prozent der durch die Stadt Köln geförderten Anschaffungen wurden durch private Haushalte getätigt. Hierbei handelt es sich immer um mindestens drei Haushalte je gefördertem Lastenrad. Die anderen 50 Prozent betreffen den Erwerb von Lastenrädern durch Kleinunternehmen und Vereine, wobei der Schwerpunkt bei Kleinunternehmen liegt. Die durchschnittliche Fördersumme liegt bei rund 2.000 Euro je Lastenrad.
Köln hat mit der Förderung des Erwerbs von Lastenrädern Pioniergeist bewiesen. So ist die Größe des finanziellen Gesamtvolumens bundesweit einmalig. Auch wurde der Kölner Ansatz inzwischen von zahlreichen Kommunen kopiert. Neu war auch der Sharing-Gedanke: Mit der Förderung wurde gezielt darauf hingewirkt, dass sich Hausgemeinschaften bilden, die gemeinsam ein Lastenrad kaufen und nutzen.
So erhalten die Fahrzeuge einen höheren Nutzwert und werden die Fördermittel noch wirtschaftlicher eingesetzt.
Die kommunale Förderung des Erwerbs von Lastenrädern und das KVB-Lastenrad-Angebot widersprechen sich nicht. Zum einen können oder wollen viele private Haushalte kein eigenes Lastenrad erwerben, etwa weil der Platz im Mietwohnungsbau fehlt. Zum anderen, und hier liegt eine Verbindung zwischen beiden Ansätzen, können private Haushalte, Kleinunternehmen und Vereine mit dem KVB-Lastenrad erste Erfahrungen sammeln und sich dann für oder gegen den Erwerb eines eigenen Lastenrades entscheiden. Dieser Gedanke wurde fest in das neue Angebot von KVB und Green Moves integriert und wird Bestandteil der Evaluierung sein.
[zur original KVB-Pressemitteilung]