Auf dem International Cargobike Festival 2023 waren Mastiff Cargo Bikes ein echter Hingucker. Das 2020 in Ungarn gegründete Unternehmen eröffnete dieses Jahr eine größere Fertigungshalle in der Industriehochburg Debrecen und will nun auf dem europäischen Markt expandieren. Wir sprachen mit dem Vertriebler Daniel Antal von Ebikexperts über das „Arbeitstier“.
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Hinnerk Beetz / cargobike.jetzt: Wenn ich mir euer Logo anschaue, dann kann ich darin ganz gut euren Long John in Frontansicht wiedererkennen. Die Nase ist die Lampe. Die Form der Schnauze entspricht der Rahmenkonstruktion. Die Augen bzw. Augenbrauen sind wiederum Lenker und Bremsgriffe. Aber wieso eigentlich Mastiff? Was verbindet euch mit diesen riesigen Hunden?
Daniel Antal: Schön, dass dir die Andeutung im Logo aufgefallen ist. Der Mastiff mag erstmal respekteinflößend wirken, hat aber ein ruhiges, gutmütiges Wesen und ein sehr ausgeglichenes Temperament. Er ist treu, gehorsam und gleichzeitig super stark. Wie viele andere Hunde braucht er die Gesellschaft von Menschen und geht mit ihnen eine innige Beziehung ein. All das konnten wir in unserem Lastenrad wiedererkennen.
Darüber hinaus mochten wir das Wortspiel. Genuschelt ausgesprochen klingt „Mastiff“ nach „massiv“.
Massiv? Das ist ja eher eine Rarität, dass der Begriff in der Fahrradwelt positiv belegt wird, wo doch der Trend zu möglichst leichten Fahrrädern geht – auch die Lastenradwelt wurde in den letzten Jahren um viele kompakte und leichte Lastenrad-Modelle reicher. Aber mal ehrlich: So schwer wirkt euer Rad gar nicht. Oder ist das etwa ein gusseisener Rahmen?
Haha. Nein. Das ist Stahl. Massiv bedeutet ja nicht gleich schwer, sondern vor allem robust. Mit bzw. ohne Motor wiegt unser Mastiff Cargo Bike in der Basisvariante 44 bzw. 38 kg. Klar – es gibt leichtere Lastenräder. Allerdings ist Gewicht nur ein Kriterium unter vielen. Wir haben uns aus gutem Grund für eine Stahlrahmenkonstruktion entschieden. Stahl ist einfach widerstandsfähiger als Aluminium. Noch stabiler wäre zwar vielleicht Titan – aber für ein Arbeitsfahrzeug muss auch die Preisfrage stimmen.
Mastiff Cargo Bike: „Geboren für die Arbeit“
Die Rede ist von Arbeitsfahrzeug – auf eurer Internetseite zeigt ihr das Mastiff Cargo Bike vor allem im gewerblichen Einsatz. Entspricht das auch eurer Zielgruppe?
Ich sage mal zuerst noch etwas zum Arbeitsfahrzeug: Das Mastiff Cargo Bike ist als alltägliches Arbeitstier konzipiert. „Born to work“ ist unser Slogan. Es hat einen Radstand von knapp zwei Metern und ist flotter und wendiger als ein größeres Dreirad. Gleichzeitig bietet die 82 cm lange und 46 cm breite Ladefläche enorm viel Platz. Im Vergleich zu anderen, sportlicheren Long John Modellen ist die Sitzposition beim Mastiff Cargo Bike etwas aufrechter. Das tiefliegende Oberrohr ist für das Handling und Sicherheitsgefühl wichtig. Wir hatten den Komfort der Fahrenden bzw. Arbeitnehmenden im Blick. Dazu passt auch: Wer ein Mastiff Cargo Bike bestellt, bekommt es voll montiert geliefert. Das Rad schafft somit innerhalb von zwei Minuten den Weg aus dem Karton auf die Straße.
Zur Zielgruppe: Bisher sind wir vor allem im B2B Bereich tätig. Wir haben viele Räder an Kurierdienste wie Gólya Courier in Budapest, Flash-Post in London sowie an EastRide, die in mehreren Städten in Rumänien operieren, verkauft.
Gut durchdachtes Zubehör
Das Mastiff Cargo Bike lässt sich aber natürlich auch für private Zwecke nutzen. Für unsere Carrier Box bieten wir zwei tief liegende Kindersitze an. Dazu gibt es einen Regenschutz, der vom Fahrradtaschen-Hersteller Bagaboo gefertigt wird. Die Carrier Box ist aus super robustem Polyethylen (PE). Das Material ist zwar etwas schwerer als EPP, was viele andere Hersteller verwenden, dafür aber deutlich robuster. Wieder ganz nach unserem Vorbild, dem Mastiff.
Das Rad richtet sich an alle, die sich ein solides, robustes und widerstandsfähiges Lastenrad zu einem überzeugenden Preis-Leistungs-Verhältnis wünschen.
Womit wir nochmal zur Preisfrage kommen. Ohne Motor kostest das Mastiff Cargo Bike momentan unter 3.000 € und mit Motor unter 4.000 € (Anmerkung: Preise ohne MwSt.). Wie schlägt sich das eigentlich auf eure verbauten Komponenten aus? Sowohl die Sturmey Archer als auch der Vinka Motor aus Japan sind zumindest auf dem deutschen Lastenrad-Markt eher unüblich.
Wir suchen nach guten Kompromissen. Vinka ist keine Luxus-Marke, stellt aber qualitativ gute Motoren her. Wir haben bereits viele Modelle mit den Vorderradmotoren gebaut und sind bisher sehr zufrieden und überzeugt von ihnen – sowohl bezogen auf die Fahreigenschaften als auch auf den Umstand, dass sie relativ pflegeleicht und wartungsarm sind.
Die Wahl zur Sturmey-Archer RX-RK5 ist tatsächlich reiner Pragmatismus gewesen. Unsere Entwicklungsphase fiel etwa zeitgleich mit der COVID-19-Pandemie zusammen. Auf dem turbulenten Fahrradmarkt waren Shimano-Naben schwer zu kriegen. Pluspunkt ist auch: Sturmey-Archer stellt seine Komponenten in Europa her – so wie wir unsere Rahmen. Und wo wir schon über lokale Produktion reden: Wir sind dabei, unsere Mastiff Cargo Bikes alternativ mit dem Bosch System auszustatten und anzubieten – schließlich ist die Fertigung des Bosch-Antriebssystems auch hier in Ungarn angesiedelt – ganz in unserer Nähe. Letztlich lässt sich je nach Kundenwunsch eine individuelle Ausstattung zusammenstellen.
Apropos Debrecen: Könnt ihr uns mehr über den Lastenrad-Standort Ungarn und eure Anbindung an die Lastenrad-Szene erzählen?
Es gibt nicht viele andere Lastenrad-Hersteller in der Region Mittel-Ost-Europa, sodass wir hier für uns einen klaren Standort-Vorteil sehen. Unser neuer Standort Debrecen ist wiederum Ungarns Industriehochburg – und einer der größten Batteriehersteller der Welt. Das Land entwickelt sich langsam zu einem Vorreiter der elektrischen Mobilität. Wir sind sehr gespannt, ob Synergie-Effekte entstehen.
Die Firmengeschichte geht auf Tamás und Anett Varjú zurück. Die beiden haben nicht nur Mastiff Cargo Bikes gegründet, sondern waren schon vorher in der ungarischen Fahrradszene und in sozialen Projekten aktiv – u.a. haben sie Transportfahrten mit dreirädrigen Lastenrädern gemacht. Sie wollen zur Förderung eines umweltverträglichen Transports und Verkehrs sowie zur Reduzierung der Umweltverschmutzung beitragen. Das Mastiff Cargo Bike entstand aus ihrer Vision nach einem robusten, langlebigen, günstigen und angenehm zu fahrenden Lastenrad.
Daniel Antal ist Geschäftsführer von Ebikexperts (Marvelo Europe Ltd.), einer Organisation, die sich auf die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von Elektrofahrrädern in Europa und ausgewählten internationalen Märkten konzentriert. Ebikexperts ist der internationale Vertriebspartner von Mastiff Cargo Bike.