Jährlich 900.000 Euro stehen für die neue Cargobike-Kaufprämie in Hessen bis 2023 zur Verfügung. In Köln und Hamburg wird im Spätsommer erneut nachgelegt.
Heute startet die langerwartete Cargobike-Kaufprämie des Landes Hessen. In einer Pressemitteilung erklärt Umweltministerin Priska Hinz:
Lastenräder sind praktisch, emissionsfrei und dank unseres Förderprogramms nun auch für mehr Bürgerinnen und Bürger erschwinglich. In der Stadt ist das Fahrrad für kurze Strecken das schnellste Verkehrsmittel, es verursacht keine Abgase und keinen Lärm. Mit einem Lastenrad kann man seine Kinder, den Einkauf für die ganze Familie und auch mal eine größere Anschaffung transportieren
Ein 5-Milllionen-Euro-Programm für Lastenräder haben die hessischen Grünen 2018 im Landtagswahlkampf gefordert. Der schwarz-grüne Koalitionsvertrag vom Dezember 2018 hattte eine jährliche Cargobike-Kaufprämie von einer Million Euro angekündigt Daraus sind nun jährlich 900.000 Euro bis 2023 geworden – also 3,6 Millionen Euro.
Die Kaufprämie in Hessen können Privatpersonen, Vereine und kleine Unternehmen beantragen. Für Cargobikes ohne E-Antrieb gibt es 500 Euro, für eCargobikes 1.000 Euro. S-Pedelecs und Leasing werden nicht gefördert. Lasten- und Kinderanhänger erhalten eine kleine Kaufprämie von 100 Euro (ohne E-Antrieb) bzw. 200 Euro (mit E-Antrieb). Gefördert wird nach dem Windhund-Prinzip – also nach zeitlichem Eingang der Anträge solange das Jahresbudget reicht.
Köln und Hamburg legen nach
Die Erfahrung anderer Cargobike-Kaufprämien spricht dafür, dass die ersten 900.000 Euro in Hessen sehr schnell vergriffen sein werden. Die Stadt Köln hatte 2019 ihre Kaufprämie wegen der riesigen Nachfrage von 200.000 auf 1,9 Million Euro aufgestockt. In Hamburg war das auf drei Jahre angelegte Budget von 1,5 Million Euro nach drei Wochen weg.
Beide Städte legen jetzt nochmal kräftig nach. In Köln können ab 25. August erneut Anträge gestellt werden. Der Fördertopf enthält diesmal 500.000 Euro. In Hamburg ist die nächste Förderrunde mit einem Budget von 700.000 Euro für den Spätsommer angekündigt.
Aktueller Kaufprämien-Überblick für Deutschland und Österreich
In weniger als einem Monat war im Mai die Kaufprämie in Sachsen-Anhalt vorläufig ausgeschöpft. Neue Landesförderungen gibt es seit Juni in Schleswig-Holstein und seit Juli in Thüringen. Sachsen und Brandenburg stehen in den Startlöchern. In Baden-Württemberg und NRW werden weiterhin gewerbliche Cargobikes gefördert. In Österreich wurde am 1. Juli die bundesweite Kaufprämie von 400 auf 850 Euro erhöht.
Details zu diesen und über 50 kommunalen Cargobike-Kaufprämien in Deutschland und Österreich gibt es im Kaufprämien-Überblick.
Für gerechtere Kaufprämien!
Es ist gut und wichtig, dass immer mehr Bundesländer und Kommunen die Anschaffung von Cargobikes mit einer Kaufprämie fördern. Aber diese Punkte sollten nicht übersehen werden:
Infrastruktur und soziale Gerechtigkeit
- Kaufprämien für Cargobikes dürfen weder Ersatz für bessere Infrastruktur für alle Radfahrenden sein noch ein Ersatz für regulatorische Einschränkungen des Kfz-Verkehrs. Ein Sozialbonus und eine Auto-Abwrackprämie stärken die soziale Ausgewogenheit von Cargobike-Kaufprämien und ihren umwelt- und verkehrspolitischen Effekt. Eine wichtige Ergänzung sind Cargobike Sharing-Angebote, weil von diesen auch profitiert, wer nur gelegentlich ein Cargobike braucht oder trotz Kaufprämie kein eigenes Cargobike kaufen will bzw. kann.
Bundesweite Kaufprämie statt Förder-Flickenteppich
- Der aktuelle Flickenteppich an temporären und höchst unterschiedlichen Cargobike-Kaufprämien in einzelnen Bundesländern und Kommunen ist in der Gesamtschau weder gerecht noch effizient. Es ist ein andauernder politischer Skandal, dass in ganz Deutschland ressourcenfressende E-Autos langfristig mit einer üppigen Kaufprämie gefördert werden und Fahrradfahrende komplett leer ausgehen. Eine bundesweite Kaufprämie zumindest für alle privaten und gewerblichen Cargobikes ist in Deutschland längst überfällig!
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Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung des Projektes CityChangerCargoBike. Das Projekt wurde mit Mitteln aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union unter der Fördervereinbarung Nr. 769086 finanziert.