Wie sieht die Stadtlogistik der Zukunft aus? Im neu eröffneten Mobility Hub in Berlin-Weißensee steht wahrscheinlich ein Teil der Antwort. In den Räumlichkeiten von isicargo, die sich 2019 gegründet haben und sowohl Ansprechpartner als auch Experte rund ums Thema Lastenrad sind, können ab sofort 30 verschiedene gewerbliche Lastenräder von über 20 verschiedenen Herstellern nach Terminvereinbarung besichtigt werden.
Der neue Hub wurde am 14. September 2023 im Osten der Hauptstadt feierlich eröffnet, für cargobike.jetzt waren Kirsten und Amina dabei. Neben den ausgestellten Cargobikes, die im Mittelpunkt der Eröffnungsveranstaltung standen, waren Gastredner aus Deutschland und Frankreich vertreten, darunter auch die französische Botschaft. Die Gäste kann man am besten als bunte Mischung aus Fahrradhändlern und -herstellern, Start-ups, Expert:innen der Logistikbranche, Vorreiter:innen in Sachen Lastenrädern und Radverkehrswende beschreiben.
Das Neue an den ausgestellten Lastenrädern sind die Aufbauten des französischen Herstellers bagPRO. Gemeinsam werden Lösungen für Transportboxen für den gewerblichen und logistischen Markt geschaffen, auch vor Spezialanfertigungen schreckt das Unternehmen nicht zurück. So entwickelten die Gastgeber gemeinsam mit Vileda spezielle Reinigungsaufbauten für den Einsatz am Lastenrad, die seit Dezember 2022 im Vergnügungspark Tropical Island zur Reinigung der Ferienhäuser im Einsatz sind. Geplant sei die Ausweitung des Einsatzgebietes auf zwei weitere Freizeitparks, berichtet Jonas Kremer als Verantwortlicher bei isicargo. Mit Lösungen wie diesen, ergeben sich neue Möglichkeiten für Unternehmen und man schöpft weiter Hoffnung, dass viele weitere Betriebe auf umweltfreundliche Mobilität umsteigen werden, ohne dabei Unternehmen mit herkömmlichen Fahrzeugen im Arbeitsalltag unterlegen zu sein.
„Fahrrad-Lösungen für Unternehmen zu schaffen, die auf das Unternehmen ausgerichtet sind, Räder, die nicht von der Stange, sondern individuell an die Bedürfnisse angepasst sind.“
Jonas Kremer, Leitung Geschäftskundenbereich bei isicargo, über seine Motivation
Genau diese Motivation teilen wir bei cargobike.jetzt: Ob Handwerk, Stadtreinigung oder Lieferdienst – mit unserem Projekt „flottes Gewerbe“ bieten wir Unternehmen bereits seit 2022 die Möglichkeit, an den gewerblichen Bedürfnissen orientierte Lastenräder über mehrere Wochen im Alltagsgeschäft zu testen. Zeit- und Kosteneinsparung bei der Parkplatzsuche sowie Vorbeifahren am Stau, geringere Anschaffungs- und laufende Kosten im Fuhrpark, Mobilisierung von Mitarbeiter:innen ohne Führerschein, Image-Vorteile und Verbesserung der CO2-Bilanz sind nur ein paar der Vorteile, die Unternehmen, die aufs Lastenrad umgestiegen sind, nennen.
Der logistische Bereich ist bereit für Veränderungen. Dies beweisen auch die deutsche und französische Post, wo Lastenräder und Aufbauten von bagPRO im Einsatz sind. Die PIN AG, als Konkurrenz zur Deutschen Post, ist seit 2018 aktiv mit Cargobikes auf Berlins Straßen unterwegs. Anfangs noch als Teil eines Forschungsprojektes, mittlerweile professionalisiert und optimiert, wie Bernd Fricke, Vorstand im Unternehmen, aus der Praxis berichtet.
„Sonderregelungen, Mikro-Hubs, … Logistik ist wichtig und Logistik kostet, aber wir sollten uns als Gesellschaft Logistik auch etwas kosten lassen.“
Bernd Fricke, Vorstand PIN AG
Als Vorsitzender des Radlogistik Verbands Deutschland e.V. (RLVD) war auch Tom Assmann als Redner zu Gast und erinnert an die zielsetzende Frage, wie wir 30 Prozent des Wirtschaftsverkehrs in Deutschland fürs Lastenfahrrad gewinnen – und dies so zeitig und schnell wie möglich. Der Mobility Hub mit der Spezialisierung auf gewerbliche und logistische Einsatzzwecke ist eine Neuheit in Berlin und die Herstellervielfalt vor Ort bestätigt, dass es neben dem privaten Bereich bereits ein breites Angebot und Möglichkeiten für den gewerblichen und logistischen Einsatzzweck braucht.
„Man kann mit Lastenrädern schnell in der Stadt arbeiten, man kann profitabel arbeiten. Wir brauchen ein eindeutiges und klares Signal der Politik, wir wollen das.“
Tom Assmann, Vorstandsvorsitzender RLVD
Das Forschungsprojekt „Ich entlaste Städte 2“, an dem cargobike.jetzt gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) arbeitet, bildet sogar noch weitere Einsatzgebiete ab: Neben großen Unternehmen wie General Logistic Systems (GLS) als Logistikunternehmen setzen längst auch kleinere Betriebe wie Tischlereien, Malerwerkstätten und andere handwerkliche Betriebe aufs Lastenrad. Ein sich neu entwickelnder Use-Case im Projekt ist die Veranstaltungsbranche, die seit kurzem Lastenräder einsetzt und aus der berichtet wird, dass sich so die Arbeit schneller und flexibler gestalten lässt.
Abschließend lässt sich sagen, dass der Hubspot von isicargo und insbesondere der grüne und lichtdurchflutete Innenhof eine angenehme Atmosphäre entstehen ließen und der ideale Platz für Austausch und Networking war. Begleitet von kalten Getränken und verschiedenen kleinen Speisen und Häppchen wurde der Abend zu einem gelungenen Event. Wir bedanken uns nochmals für die Einladung und freuen uns dabei gewesen zu sein!
Fotos von Alexej Fedorov / Årenester