StadtRAD Hamburg bekommt ab 2019 eCargobikes

Mit dem Hamburger Freien Lastenrad Klara durch den Elbtunnel

Das Hamburger Fahrradverleihsystem StadtRAD soll ab 2019 auch 20 eCargobikes im Angebot haben. Später könnten es bis zu 70 eCargobikes werden.

Politisch beschlossen hatten das SPD und Grüne in Hamburg bereits 2015 in ihrem Koalitionsvertrag:

Bei einer Neuausschreibung des Fahrradleihsystems soll explizit das Flottenangebot verbessert werden. Sowohl Pedelecs als auch Lastenräder oder solche mit Kindersitz sollen im Portfolio des zukünftigen Anbieters enthalten sein.

Der Vertrag des Hamburger Senats mit der DB Rent AG über den Betrieb von StadtRAD (link) mit aktuell 2.450 Leihrädern läuft nach zehn Jahren Ende 2018 aus. Deswegen war jetzt die Neuausschreibung für die nächsten zehn Jahre fällig.

Die Ende September veröffentlichte Ausschreibung fordert neben einer räumlichen Erweiterung und Verdichtung des StadtRAD-Angebots die

Alltagsmobilität in Hamburg ohne E

[f]unktionale Erweiterung um elektrisch unterstützte Leihlastenräder, um die Alltagsmobilität der Hamburgerinnen und Hamburger weiter zu verbessern und das System mit innovativen Features weiterzuentwickeln.

Erwartet wird die

Bereitstellung von 20 elektrisch unterstützten Leih-Lastenrädern inkl. Ladeinfrastruktur an den dafür vorgesehenen Stationen zum Systemstart und Erweiterung auf bis zu 70 Leih-Lastenräder.

Hamburg übertrifft damit die Stadt Stuttgart. In der Neuausschreibung für das Stuttgarter Fahrradverleihsystem vom Januar 2017 wurden „(optional) 10 Lastenfahrräder bzw. Lastenpedelecs an fest definierten Stationen“ für die Stuttgarter Innenstadtbezirke gefordert. Die Ausschreibung für das Stuttgarter Fahrradverleihsystem hat inzwischen DB Rent gewonnen. Sie wird sich in Sachen Cargobikes nun an der ehrenamtlichen Freien Lastenrad-Initiative Lastenrad Stuttgart messen lassen müssen. Diese stellt bereits sechs Cargobikes und vier große Lastenanhänger über ein online-Buchungssystem tageweise kostenfrei zur Verfügung.

In Hamburg hat die Freie Lastenrad-Initiative Klara dagegen bisher nur ein Cargobike im Verleih. Statt Ausweitung der Flotte stand hier eher die Werbung für Cargobikes in Öffentlichkeit und Politik im Fokus. Die Integration von eCargobikes in das StadtRAD-Angebot ist auch ein schöner Erfolg für das Anliegen von Klara.

TINK-Start in Norderstedt.

Die Frist zur Angebotsabgabe für den StadtRAD-Betrieb ab 2019 ist am 23. Oktober abgelaufen. Spannend wird nun, ob die DB Rent AG auch in Hamburg wieder das Rennen macht oder ob Mitbewerber Nextbike zum Zug kommt. Im nahen Norderstedt sammelt Nextbike bereits im Rahmen des TINK-Projekts Erfahrungen mit der Integration von 24 Cargobikes in sein dortiges Verleihsystem.

Was ist konkret geplant für StadtRAD in Hamburg?

Die Bürgerschaftsabgeordneten Martin Bill (Grüne) und Lars Pochnicht (SPD) haben dem Senat am 9. Oktober eine Reihe von Fragen zur StadtRAD-Neuausschreibung  gestellt. In seiner Antwort vom 17. Oktober erklärt der Senat auch die eCargobike-Pläne und wieso keine „normalen“ Pedelecs und Fahrräder mit Kindersitz in der Neuausschreibung verlangt werden:

Die Flotte soll um Lastenpedelecs, das heißt elektrisch unterstützte Leih-Lastenräder, mit denen auch Kinder transportiert werden können, erweitert werden. Als Fahrradtyp ist ein einspuriges beziehungsweise zweirädriges Lastenrad mit im Blickfeld der Fahrerin beziehungsweise des Fahrers positionierter Ladebox vorgesehen. Dabei soll für die Entleihe derselbe Tarif gelten wie für die normalen Leihräder. Um den Aufwand für die Stationsinfrastruktur und die Disposition zu begrenzen, sollen die elektrisch unterstützten Leih-Lastenräder an derselben Station zurückgegeben werden, an der sie ausgeliehen wurden. Die elektrisch unterstützten Leih-Lastenräder eignen sich zum Beispiel für Fahrten zum Großeinkauf, zum Baumarkt oder zum Ausflug in den Park.
In einer ersten Stufe ab Frühjahr 2019 sollen 20 elektrisch unterstützte Leih-Lastenräder an vorhandenen oder neuen StadtRAD-Stationen mit zu erwartendem Potenzial angeboten werden. Wenn diese Pilotphase erfolgreich verläuft, soll das Angebot auf bis zu 70 elektrisch unterstützte Leih-Lastenräder ausgeweitet werden. Auch bei den elektrisch unterstützten Leih-Lastenrädern ist vorgesehen, mit dem künftigen Betreiber feste Preise für definierte Zubestellungen zu vereinbaren, um das Angebot – in Abhängigkeit von der Höhe der Preise und der Realisierbarkeit vor Ort – auszubauen.
Die elektrisch unterstützen Leih-Lastenräder ermöglichen den Transport von Kindern. Zusätzliche Kindersitze an Leihrädern sind deshalb nicht notwendig; zumal so auch mögliche Beschädigungen an Kindersitzen und damit einhergehende Schadensrisiken ausgeschlossen werden können.
Auf die Integration von konventionellen Pedelecs wird unter Abwägung der verschiedenen Belange abgesehen. Die Anschaffungskosten von Pedelecs wären deutlich höher als die von konventionellen Rädern. Zudem bedürfte es der Ausstattung allerStationen mit Ladeinfrastruktur. Dazu kommen steigende Wartungskosten. Da das StadtRAD-System grundsätzlich kurzstreckenorientiert ist, und Hamburg eine überwiegend flache Topografie besitzt, stünde der finanzielle Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen. Dies gilt auch für ein gemischtes Systems aus konventionellen Rädern und Pedelecs.

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