Elektromobilität: 1 Million Cargobikes bis 2020!

Kindertransport mit elektrischem Rückenwind im Urban Arrow Family
Quelle: Urban Arrow

Die Bundesregierung will Elektromobilität stärker fördern und den Kauf von E-Autos mit bis zu 5000 Euro bezuschussen. Wieso nicht auch eine Kaufprämie für eCargobikes?

1 Million E-Autos bis 2020 ist das erklärte Ziel der deutschen Bundesregierung. Doch die so mächtige deutsche Autoindustrie kann oder will seit Jahren keine marktfähigen Produkte liefern. VW hat zwischenzeitlich lieber in Abgasmanipulation investiert und sich mit Dieselautos eine goldene Nase verdient. Nun will die Bundesregierung laut Meldung im aktuellen SPIEGEL eine Kaufprämie für E-Autos von bis zu 5000 Euro einführen.

Die autofixierte Förderung der Elektromobilität überwinden

Damit setzt die Bundesregierung ihre autofixierte Förderung der Elektromobilität fort. Selbst Umweltverbände stellen in ihrer Kommentierung der geplanten Kaufprämie (siehe VCD hier und NABU hier) diese Autofixierung nicht in Frage. Sie verharren bei der Forderung nach einem Zuschuss nur für kleine energieeffiziente E-Autos vorzugsweise durch eine Abgabe auf besonders klimaschädliche Autos (also SUVs z.B.) statt durch Erhöhung der Mineralölsteuer. Doch wieso nicht auch ein Zuschuss für den Kauf von eBikes und eCargobikes?

Die Vorteile von eBikes und eCargobikes auch gegenüber E-Autos liegen auf der Hand. Und erst Ende Oktober hat das Bundesumweltministerium in einem Positionspapier „Neues Zusammenleben in der Stadt“ die Abkehr von der autogerechten Stadt gefordert und eine verstärkte Radverkehrsförderung aus Klimaschutz-Mitteln angekündigt. Dasselbe Bundesumweltministerium übrigens, das im Oktober innerhalb der Bundesregierung die Kaufprämie für E-Autos vorangetrieben hat.

Eine Kaufprämie für eBikes und eCargobikes wäre auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Denn ein mit 500 Euro subventioniertes eBike oder eCargobike werden sich deutlich mehr Leute leisten können als ein mit 5000 Euro subventioniertes E-Auto.

Die Bundesregierung weist eine Förderung von eBikes üblicherweise mit dem Verweis auf die erlangte Marktreife zurück. Das ist angesichts von 480 000 verkauften eBikes allein im Jahr 2014 nicht ganz von der Hand zu weisen. Doch eine noch schnellere Verbreitung von eBikes könnte sehr schnell noch mehr Autofahrten ersetzen und einen wichtigen zusätzlichen Beitrag zu Klimaschutz und lebenswerten Städten leisten.

Gar nicht überzeugend ist das Argument der Marktreife bei den eCargobikes. Hier besteht noch ein großes ungenutztes Potential im privaten wie gewerblichen Einsatz. Zwar kommen immer mehr ausgereifte Cargobikes von immer mehr Herstellern auf den Markt und der Absatz zieht deutlich an. Doch größere Stückzahlen könnten die Preise deutlich sinken lassen und die Verbreitung entsprechend beschleunigen. Einige Kommunen wie Graz in Österreich und Nantes in Frankreich bieten bereits Kaufprämien für Cargobikes.

Steigt die Autoindustrie ins Cargobike-Geschäft ein?

Sonderdruck der Zeitschrift Special-E übetr das Cargobike "eMammut" - powered by Brose
„mit Brose-Kraft“
Krone-Geschäftsführer Ralf Faust auf Promotion-Cargobike auf IAA Nutzfahrzeuge 2014
Krone Geschäftsführer Ralf Faust auf der IAA Nutzfahrzeuge 2014, Quelle: e-Rad Hafen

Erstaunliches in Sachen eCargobikes tut sich übrigens in der deutschen Automobilindustrie. Der Automobilzulieferer Brose beteiligt sich aktiv an der Entwicklung und Werbung für neue eCargobikes von Hercules und Pedalpower. Auf der IAA Nutzfahrzeuge überraschte der Branchenriese Krone mit der Pressemitteilung „Krone kann auch Lastenrad“. Und der Entwicklungschef des Automobilzulieferers Schaeffler berichtet im Interview mit auto motor sport:

„Wir gehen davon aus, dass die größten Veränderungen im Bereich zwischen Fahrrad und Kleinwagen geschehen werden. Das Auto wird sich quasi von der Straße auf den Radweg hin entwickeln und das Fahrrad zum Automobil. Nennen wir dieses ganz neue Segment einmal Biohybrid, also Mensch plus Elektroantrieb – ein Konzept also, das über das reine E-Bike hinausgeht. Es bietet ein Dach über dem Kopf und kann Gepäck transportieren, zum Beispiel eine Art Dreirad oder moderne Rikscha, mit der man aber weiter auf dem Fahrradweg unterwegs sein darf und für das man keinen Führerschein benötigt. Wir arbeiten an einem entsprechenden Dreirad in Modulbauweise mit Dach, das es eventuell auch als Cabrio geben wird.“

Liebe Kolleg*innen aus der Automobilindustrie, ein solcher Einstieg in die Cargobike-Branche wäre doch mal eine richtig nachhaltige Innovation! Setzt Euch gemeinsam mit der Fahrradbranche für die Aufnahme von E-Cargobikes in die Kaufprämie für E-Autos ein. So sind 1 Million eCargobikes bis 2020 machbar! Und Ihr dürft sie auch gerne Biohybride nennen wenn Euch das lieber ist.


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